“Der kontrollierte Bankrott” – wirklich?

Der Autor des verlinkten Artikels meint:

Unser Wirtschaftssystem floriert auf der Basis des Ruins. Die aufgeschobene Insolvenz ist seine Geschäftsgrundlage. Schulden werden nicht mehr getilgt, sondern mit neuen Schulden ins Unendliche verlängert.

Zu diesem Schluss kann man kommen, wenn man im klassischen BWL-Denken die Lage analysiert.

Wenn man jedoch den Wirtschaftskreislauf vom Warenfluss und den Investitionen her betrachtet, kommt man zu einem anderen Ergebnis. Wenn wir Wohlstand mal auf Warenfluss und funktionierende Infrastruktur vereinfacht denken, so kann es doch im ersten Moment egal sein, was mit dem Geldfluss passiert, solange die Waren “fließen”. Offenkundig ist es auch wichtiger, dass die Infrastruktur funktioniert, z.B. Strassen, als wie viel Schulden der Staat gerade hat. Ohne funktionierende Strassen wird er die Schulden sowieso nicht mehr los.

Fazit: Die Wirtschaft von der Seite des Warenflusses, Dienstleistungen und Infrastruktur her bewerten und nicht von der Seite des Geldes und den Schulden. Bestimmt kommt man dann auch zu anderen Schlüssen, wie mit Geld, Vermögen und Steuern anders umgegangen werden muss.

Quelle: Der kontrollierte Bankrott

Schulden

Die ersten 5000 Jahre

von David Graeber

Ein ebenso radikaler wie befreiender Blick auf die Wurzeln unserer Schuldenkrise

Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf Rückzahlung Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit erzählt David Graeber als eine Geschichte der Schulden: eines moralischen Prinzips, das nur die Macht der Herrschenden stützt. Damit durchbricht er die Logik des Kapitalismus und befreit unser Denken vom Primat der Ökonomie.

Ein radikales Buch im doppelten Wortsinn, denn Graeber packt das Problem der Schulden an der Wurzel, indem er bis zu ihren Anfängen in der Geschichte zurückgeht. Das führt ihn mitten hinein in die Krisenherde unserer Zeit: Von der Antike bis in die Gegenwart sind revolutionäre Bewegungen immer in Schuldenkrisen entstanden.

Graeber sprengt die moralischen Fesseln, die uns auf das Prinzip der Schulden verpflichten. Denn diese Moral ist eine Waffe in der Hand der Mächtigen. Die weltweite Schuldenwirtschaft ist eine Bankrotterklärung der Ökonomie. Der Autor enttarnt Geld- und Kredittheorien als Mythen, die die Ökonomisierung aller sozialen Beziehungen vorantreiben.

Im Kern ist dieses Buch ein hohes Lied auf die Freiheit: Das sumerische Wort “amargi”, das Synonym für Schuldenfreiheit, ist Graeber zufolge das erste Wort für Freiheit in menschlicher Sprache überhaupt.

David Graeber ist einer der Begründer der Occupy-Bewegung.

ISBN-13: 978-3608947670 / 14. Mai 2012